Menschen
Von den verschiedenen Menschenarten hat sich die Art homo sapiens durchgesetzt und die anderen Arten wie zum Beispiel homo neandertalis verdrängt.
Lebensraum und Anpassung:
Menschen haben sich von allen Primatenarten am stärksten an das Bodenleben angepasst, stärker noch als die Paviane. Während Paviane noch gut auf Bäumen klettern können, sind die Kletter-Fähigkeiten der Menschen verkümmert.
So wie sich die Gibbons durch extra lange Arme an das Klettern angepasst haben, so haben die Menschen extralange Beine für ihr Leben am Boden. Anders als die bodenlebenden Paviane bewegen sich die Menschen auf zwei Beinen. Durch die spezielle Form von Bein, Hüfte und Wirbelsäule können sie viel energiesparender, viel schneller und vor allem ausdauernder laufen als alle anderen Primaten.
Als Anpassung an das Leben und Laufen in baumarmen Steppen (Savanne) sind sie haarlos. Zum Schutz vor Sonne hat die Haut eine starke Pigmentierung, die bei einigen in nördlichen Gebieten lebenden Populationen wieder verloren gegangen ist.
Die Menschen sind in ihrer Ernährung relativ unspezialisiert, was ihnen die Besiedlung verschiedenster Habitate ermöglichte. Sie fressen Früchte, Samen, Insekten und Fleisch. Blätter werden nur selten verzehrt.
Neben den extra langen Beinen haben die Menschen einige andere Eigenheiten, die sie zu erfolgreichen Jägern machen. Menschen haben viele leistungsfähige Schweißdrüsen auf der Haut, die eine Verdunstungskühlung bieten. Die Schultern haben eine bei den Primaten einmalige Form, die ein schnelles zielgenaues Werfen ermöglichen. Die Menschen können – anders als die meisten Savannenbewohner – auch in großer Hitze auf Jagd gehen. Durch das Jagen in der Gruppe und Werfen von Steinen oder angespitzen Holzstöcken können die Menschen Tiere erlegen, denen sie hinsichtlich Kraft und Masse unterlegen sind. Durch die gute Anpassung an die Jagd auf dem Boden haben sich die Menschen in mehreren Wellen über Europa und Asien ausgebreitet. Die letzte Auswanderungswelle war die weitestgreifende. Sie hatte alle Menschen der vorherigen Auswanderungswellen ausgerottet (eine gering Genübertragung beim Kontakt mit den Neandertalern ist nachweisbar). Die Menschen der letzten Ausbreitungswelle haben von Asien aus auch Australien und später Amerika besiedelt.
Das große Gehirn:
Die Menschen haben eine ungewöhnliche, aber sehr erfolgreiche Strategie, mit veränderlichen Umweltbedingungen umzugehen. Während bei anderen Menschenaffen die Geschlechtsreife meist im Alter von vier bis sieben Jahren auftritt, geschieht dies bei Menschen erst mit etwa fünfzehn Jahren. Auslöser für diesen Effekt ist ein extrem großes Gehirn, das aber nicht mehr Instinkte enthält als die Gehirne anderer Primaten. Die extrem lange Zeit bis zum Erreichen der Geschlechtsreife wird genutzt, um Informationen aus der Umgebung in das Gehirn einzubauen. Damit hat der adulte Mensch – unabhängig vom Lebensraum – ein besseres Modell des Lebenraumes im Kopf als jeder andere Primat.
Das extrem große Gehirn ist natürlich sehr hinderlich. Es verkompliziert die Geburt und verbraucht viel Energie. Die Kombination aus großem Kopf, engem Geburtskanal (aufrechter Gang) und begrenzeten Ressourcen wärend der Schwangerschaft bewirkt, dass die neugeborenen Menschen viel hilfloser sind als andere neugeborene Primaten. Die Pflege dieser extrem hilflosen Kinder kann nur im engen Gruppenverband bewältigt werden. Die typischen Menschengruppen sind mit etwas 120 Menschen größer als die der anderen Primaten (von einigen Paviangruppen abgesehen).
Weil die Umwelt der Menschen in solch großen Gruppen hauptsächlich aus anderen Menschen besteht, wird ein Großteil der Gehirnkapazität dazu genutzt, in der Gruppe eine vorteilhafte Position zu erringen. Menschen haben die im Tierreich einmalige Fähigkeiten entwickelt, die Gefühle und Pläne ihrer Artgenossen zu verstehen.
Sozialstruktur:
Durch den sehr hilflosen Nachwuch hat sich bei den Menschen auch eine ungewöhnlich Sozialstruktur gebildet. Neben den weiterhin gleichzeitig vorhandenen Tendenzen zur Haremsbildung (wie bei den Schimpansen) und zur Promoskuität (wie bei den Bonobos) gibt es bei den Menschen die ungewöhnliche Monogamie innerhalb der Gruppe. Monogamie ist im Tierreich nur dort üblich, wo die Individuen weit verstreut leben, wie zum Beispiel bei den Gibbons.
Weil diese Monogamie noch eine recht neue Strategie ist, die im Wettbewerb mit anderen älteren Strategien steht, ist sie noch fragil und wird von der Mehrheit, aber nicht von allen Individuen angewendet. Die Forschung berichtet von vielen Fällen, in denen je nach Gelegenheit verschiedene Strategien parallel angewendet werden.
Die Sozialstruktur der Menschen ist flexibel. Je nach Habitat und den verfügbaren Ressourcen sind die verschieden Strategien unterschiedlich erfolgreich und entsprechend unterscheiden sich die Sozialstrukturen. Es gibt die Tendenz, dass die Sozialstrukturen in rauhen Gegenden monogamer sind als in Gegenden mit guten Lebensbedingungen.
Aus dem äußeren Erscheinungsbild des Menschen kann man Folgendes auf die Sozialstruktur schließen: Da die Männchen keine spitzen Eckzähne mehr haben und die Männchen nur geringfüg größer sind als die Weibchen, gibt es keine mit brutalem Kampf verbundene Haremskultur. Der dennoch vorhandene Größenunterschied zwischen Männchen und Weibchen läßt darauf schließen, dass es keine ausschließliche Monogamie gibt. Die großen Hoden der Männchen zeigen eine gewisse Bedeutung der Promiskuität an. Große Hoden entstehen evolutionär wenn die Weibchen innerhalb kurzer Zeit mit mehreren verschiedenen Männchen Sex haben. Die Menschen-Weibchen zeigen – anders als die Schimpansen-Weibchen – ihre fruchtbaren Tage nicht an. Dieses Nicht-Signal ist vorteilhaft für die Weibchen in promiskuiden und monagamen Strukturen.
Durch das große Gehirn hat sich das Phanomen „Kultur“, das bei anderen Primaten eine gewisse Rolle spielt, sehr stark erweitert. Menschen sind von allen Tieren am besten in der Lage, Informationen von einer Generation zu anderen zu übertragen (Meme). Die Weiterentwicklung des Komunikationswerkzeug Lautsprache hat dies sehr gefördert. Die kulturelle Evolution, die bei einigen anderen Tierarten – Singvögel, Wale und andere Menschenaffen – gemütlich vorangeht, wurde beim sprechenden Menschen rasend schnell.
Symbionten:
Fruchtfressende Primaten leben in Symbiose mit den Planzen, deren Früchte sie fressen. Ähnlich wie die Bienen helfen sie den Pflanzen bei der Vermehrung, indem sie die Samen in die Welt hinaustragen und in nährstoffreichen Exkrementhaufen absetzen. Als in Ostafrika die Bäume nach und nach verschwanden und die Vorgänger der Menschen auf dem Boden zu leben begannen, hatten sie diese Symbiosepartner nicht mehr. Sie glichen dies durch erfolgreiche Jagd aus.
Vor Kurzem – vor nur zehntausend Jahren – sind einige Menschen-Populationen neue Symbiosen eingegangen. Die ersten neuen Symbionten waren Gräser und Hefepilze. Die Menschen begannen, Grassamen in die Erde zu bringen, die Graspflanzen zu schützen und die Samen der Grasplanzen zu esssen. Die Grassamen wurden mit Hilfe der Hefepilze zu leicht verdaulichen und bekommlichen Nahrungsmitteln umgewandelt. Man nennt diese Nahrungsmittel Bier und Brot. Solche Symbiosen gibt es nur bei wenigen Arten, wie zum Beispiel den Blattschneiderameisen, die in ihrem Bau nahrhafte Pilze auf abgeschittenen Blättern wachsen lassen.
Zu der Symbiose mit einigen Grasarten kamen später noch andere Symbiosen mit anderen Pflanzen hinzu. Auch einige Tiere, vor allem Pflanzenfresser, sind eine Symbiose mit den Menschen eingegangen. Durch die anderen Lebens- und Auswahlbedingungen innerhalb der Symbiose haben diese Tiere ihr Aussehen verändert (Aus dem Wolf wurde z.B. der Handtaschenhund).
Durch diese Symbiose wurden die Symbiose betreibenden Menschen (Bauern) erfolgreicher als die jagenden Menschen. Zwischenzeitlich haben die Symbiose betreibenden Menschen die jagenden Menschen nahezu vollständig verdrängt. Diese Symbosen haben gemeinsam mit der sonstigen kulturellen Evolution dafür gesorgt, dass die Menschen und ihre tierischen Symbionten (Haustiere) 98% der Biomasse aller landlebenden Wirbeltiere stellen. (MacCreadyExplosion)
Tier- und Pflanzenarten, die nicht an der Symbiose beteiligt waren und den Menschen hinderlich waren, wurden von den Menschen verfolgt und oftmals ausgerottet.
Die Sozialstruktur der Menschen hat sich mit der Entwicklungen der Symbiosen völlig verändert. Es ist die Kategorie „Besitz“ hinzugekommen. Bei anderen Tierarten gibt es kaum „Besitz“. Reviere werden markiert und verteidigt. Bei manchen Arten erobern sich Männchen Weibchen und verteidigen diese. Beim Menschen wurde dieses Prinzip nun auch auf die Symbionten Kühe und Schweine angewendet. Auch das Substrat für die Symbionenten Gras, die „Felder“ wurden „Besitz“.
Der „Besitz“ mit seiner Konzentration von Resourcen ermöglichte in vielen Populationen wieder Haremsstrukturen oder monogame Beziehungen, in denen die Frau „Besitz“ wurde. Diese Frauen-Besitzstrukturen ließen sich nur mit einer von den Männchen bestimmten „Kultur“ aufrecht erhalten. In einigen Populationen ist aber schon zu beobachten, wie – trotz weiter bestehendem „Resourcen-Besitz“ – die Kultur den Besitzanspruch der Männchen an den Weibchen auflöst. Die Tendenz scheint in Richtung von Sozialstrukturen zu gehen, in denen Monogamie und Promiskuität parallel existieren. Das Bestreben der Männchen zu Haremsbildung wird durch Promiskuität (mit einem gewissen Wettbewerbscharakter) abgefangen.
mehr dazu in: Sex macht Spaß, aber viel Mühe; Kapitel IV.