SIE und ER können gemeinsam SIEgER sein.

Buchrezension zu „Das SIEgER-Team“ von Katrin Seifarth

Von Steffen Münzberg

 

Nachdem Adam und Eva wegen Knabbern am Apfel aus dem Paradies vertrieben wurden, mussten sich die beiden mit harten Jobs im Projektmanagement durchschlagen. Wurden Adam und Eva damit auch dazu verurteilt, gegeneinander zu arbeiten? Nein. Muss es eine Vorherrschaft des Mannes oder der Frau geben? Nein. Können Evas und Adams gute Teams bilden, in denen beide ihre Stärken nutzen und keiner sich unterordnen muss? Ja. Und wie geht das am besten? Das steht im Buch „Das SIEgER-Team“.

Die Autorin, Trainerin und Coach Katrin Seifarth kennt sich mit Frauen und Männern im Berufsleben aus. In ihrem Buch zeigt sie uns, wie Frauen und Männer geschlechtsspezifisch im Ökosystem Firma agieren. Sie hilft uns, die weiblichen und männlichen Exemplare des homo businessicus besser zu verstehen. In ihrem Buch gibt es gute Ratschläge für den guten, respektvollen und erfolgversprechenden Umgang mit Kolleginnen und Kollegen. Chefs bekommen viel Wissen, wie sie ihre Mitarbeiter mit und ohne Y-Chromosom so führen können, dass sich alle dabei wohl fühlen.

Zum kleinen Unterschied stehen

In der Geschäftswelt von Katrin Seifarth gibt es keine chauvinistischen Typen mehr, die Frauen diskriminieren, nur weil sie Frauen sind. In ihren Beispielen sind Hierarchien keine patriarchalen Herrschaftsinstrumente mehr, sondern dienen der Unternehmenssteuerung. Aber auch in einer Welt ohne Patriarchat verhalten sich Frauen und Männer nicht gleich. Die evolutionären und kulturellen Prägungen lassen Männer und Frauen etwas anders denken und etwas anders handeln.

Auch in einer formal gleichberechtigten Arbeitswelt führen die Eigenheiten der Männer zu besserer Wahrnehmung der Männer bei den Chefs und so zu schnellerem Aufstieg. Frauen bekommen im Buch Das SIEgER-Team nicht den oft gehörten Rat, es den Männern gleichzutun – denn dabei würden sich viele Frauen nicht wohlfühlen. Katrin Seifarth zeigt den Frauen, wie sie – ohne ihre weibliche Identität aufzugeben – mit einigen Verhaltensweisen bei den halt typisch männlich denkenden Kollegen mit ihren Anliegen, Meinungen und Forderungen besser an- und durchkommen und wie alle davon profitieren.

Katrin Seifarth wendet sich hauptsächlich an die typische Frau, die sie „klassische Eva“ nennt, ebenso an den typischen Mann, den sie mit „klassischem Adam“ bezeichnet. In ihrem Buch werden ohne Abwertung auch die Eigenheiten derjenigen Frauen und Männer angesprochen, die nicht ganz dem Bild des typischen Mannes und der typischen Frau entsprechen. Der Umgang mit den Geschlechtereigenheiten im Buch hinterlässt beim Leser ein angenehmes Gefühl. Männer und Frauen dürfen so sein, wie sie sind. Sie müssen nur lernen, sich besser in die anderen hinein zu versetzen. Die meisten Männer und Frauen können noch um einiges besser darin werden, die Menschen des anderen Geschlechts entsprechend deren Eigenarten zu behandeln und einige eigene geschlechtstypische Angewohnheiten zu vermeiden.

 

Aus dem Leben

Im recht kurzen ersten Teil des Buches geht es allgemein um die Eigenarten der Geschlechter, das Geschlechterverhältnis und das Anliegen des Buches. Im zweiten sehr umfänglichen Teil werden 40 verschiedene Situationen aus dem Jobleben besprochen. Ob Teambildung, Meeting, Projektabschlussbesprechung oder das Geben von Feedback oder Anweisungen – auch in diesen beruflichen Situationen handeln wir als Individuum mit unseren weiblichen oder männlichen Gewohnheiten. Die Situationen werden sehr gut beschrieben und kurz und anschaulich analysiert. Die Autorin öffnet uns die Augen für die vielen kleinen Fallen, in die wir tappen können, wenn wir uns zu sehr an unsere männlichen oder weiblichen Gewohnheiten halten. Beim Lesen dieser Beschreibungen werden sich die meisten Leser an Szenen aus ihrem Berufsleben erinnert fühlen. Es gibt zu jeder der 40 Situationen je einen Ratschlag für Frauen und einen für Männer und meist auch noch einen Ratschlag für beide. Die Ratschläge sind gut nachvollziehbar und umsetzbar. Katrin Seifarth zeigt uns sehr plastisch, dass das Berufsleben besser, kooperativer und erfolgreicher funktionieren kann, wenn sich Männer und Frauen ein bisschen auf die Denk- und Handlungsweisen der Frauen und Männer einstellen. Im Buch wird wenig theoretisiert, aber beim Lesen wird schnell deutlich, dass diese Ratschläge von einer kompetenten Autorin kommen.

Das Buch ist ein Ratgeber, es wird nur wenig auf die Ursachen der kleinen Unterschiede zwischen Adam und Eva eingegangen. Das SIEgER-Team ist flüssig zu lesen. Die 40 betrachteten Situationen sollte mensch aber nicht alle hintereinander am Stück lesen, sondern die verschieden Szenarien in handlichen Portionen zu sich nehmen.

Lesen!

Wer in seinem Job merkt, dass beim Umgang von Frau und Mann miteinander nicht alles wie am Schnürchen läuft, der/dem sei dieses Buch empfohlen. Auch denjenigen, die keine Schwierigkeiten mit ihren Kollegen und Kolleginnen haben, können aus diesem Buch vieles herausziehen, was ihnen das Leben im Projekt und Büro nützlich sein kann. Für frisch gebackene Vorgesetzte kann dieses Buch ganz besonders wertvoll sein. Die neuen Chefs müssen sich im neuen Job um so viele neue Dinge kümmern, da kann es schnell passieren, dass sie beim Umgang mit Frauen und Männern Fehler machen, die sie nicht bemerken. Mit diesem Buch können sie etwas mehr Sicherheit zu diesem Thema bekommen.

Wünschen wir Adam und Eva viel Freude und Erfolg bei der Arbeit und gelegentlich ein leckeres Apfelkompott.